Erst im Juni dieses Jahres hatte Christian Greiveldinger, CEO von Heintz van Landwyck (HVL), sich im Interview mit dem „Luxemburger Wort“ klar zum Großherzogtum bekannt: „Wir sind eine luxemburgische Firma. Ein luxemburgischer Familienbetrieb. Wir wollen hier weiter investieren, produzieren und verkaufen. Darüber wird nicht diskutiert.“ Gestern ließ das Unternehmen nun Taten folgen. 2016 sollen die Bauarbeiten für eine neue Zigarettenfabrik im Norden von Diekirch beginnen. Das Unternehmen rechnet für 2020 mit der Fertigstellung, hieß es gestern bei einer Pressekonferenz.
Die Verlagerung der Produktion von Hollerich und Ettelbrück nach Diekirch soll innerhalb der nächsten fünf Jahre in zwei Etappen erfolgen, das heißt voraussichtlich in den Jahren 2018 und 2020. Die Höhe der Investitionen liege bei 60 Millionen Euro. Das Produktionsvolumen bleibe am neuen Standort so hoch wie jenes von Hollerich und Ettelbrück zusammengenommen. „Wir sind ein Familienunternehmen und seit jeher stark mit Luxemburg verwurzelt. Da das Großherzogtum zu unserem Firmenfundament gehört, liegt es auf der Hand, diese Investition zur Sicherung unserer Zukunft hier im Land zu machen“, sagte gestern Marketingchef Georges Krombach.
Grundstücke in Hollerich stehen nicht zum Verkauf
Die Produktionsstandorte in Luxemburg-Hollerich und in Ettelbrück werden nach und nach als solche aufgegeben. Was genau mit diesen Grundstücken letztlich passieren wird, steht offenbar noch in den Sternen. Bei van Landewyck betonte man gestern zumindest, man werde nicht unter die Grundstücksspekulanten gehen, um damit den Neubau in Diekirch zu finanzieren. Insbesondere Hollerich stehe nicht zum Verkauf. Das brauche man auch nicht. Diekirch sei ein industrielles Projekt, das durch den industriellen Bereich finanziert werde – unabhängig davon, was mit dem Standort Hollerich geschehe.
Gleichzeitig spricht man von einem gewissen „positiven Druck“ auf dem Standort Hollerich. Zu einem durch die Anwohner, da die Hollericher Fabrik in einem Wohn- und Geschäftsviertel liegt und auch durch die städtebaulichen Projekte „Porte de Hollerich“ und „Acièrie-Industrie“, da sich die HVL-Grundstücke beide im festgelegten Perimeter der beiden Vorhaben befänden.
„Es wäre jetzt wohl nicht ganz clever, in Hollerich viel Geld in die Hand zu nehmen, um alte Gebäude zu modernisieren und dann vielleicht nur noch zehn bis 15 Jahre hierbleiben zu dürfen“, so Christian Greiveldinger gestern. „Hier wird einmal ein Immobilienprojekt umgesetzt werden, was genau, kann ich heute nicht sagen. Dafür bräuchte ich eine Kristallkugel“, so Georges Krombach. Für Ettelbrück gibt es laut HVL derzeit keine Projekte für eine Anschlussverwendung.
Preiskrieg auf dem Tabakmarkt zwingt zum Handeln
„Auf dem Tabakmarkt tobt ein Preiskrieg“ stellte Generaldirektor Christian Greiveldinger am Montag klar. „Wir müssen unsere Produktivität weiter ankurbeln, um unsere Marktanteile zu behalten oder gar zu erweitern, und wie bisher unser Wachstum durch die Erschließung zusätzlicher Exportmärkte zu sichern. Daneben verschärft sich der Gesetzesrahmen zusehends: Die letzte europäische Tabakrichtlinie zwingt uns dazu, beträchtliche Summen in unsere Anlagen zu investieren. Als kleiner Marktakteur sind diese Kosten im Vergleich mit großen Tabakkonzernen für uns proportional sehr schwer zu tragen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir unsere Einrichtungen modernisieren. Die innerstädtische Lage unserer Industriestandorte in Ettelbrück und Luxemburg-Hollerich macht die notwendigen Entwicklungen jedoch unmöglich.“
Auch wenn die Produktionskapazität der künftigen Tabakfabrik in Diekirch jener von Hollerich plus Ettelbrück entspricht, werde in diesem Bereich nicht mehr so viel Personal benötigt wie bisher, teilte das Unternehmen gestern mit. Es werde allerdings niemand entlassen. Mitarbeiter bekämen gegebenenfalls eine neue Aufgabe zugeteilt. Sowohl die Gestaltung der neuen Fabrik als auch der Umzug der Produktionsstellen von Ettelbrück und Luxemburg nach Fridhaff werden laut van Landewyck in Zusammenarbeit mit dem Personal erfolgen, das aktiv in das Projekt eingebunden sei.
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der HVL-Mitarbeiter deutlich gestiegen und zwar im Ausland wie auch im Großherzogtum. Insgesamt waren es zuletzt knapp 2 000 Beschäftigte, davon rund 800 in Luxemburg. Die einzigen luxemburgischen Produktionsstandorte befinden sich aktuell in Hollerich und in Ettelbrück. In Hollerich ist HVL bereits seit 1897 vertreten. Die Fabrik in Ettelbrück wurde 1963 gebaut. Im Ausland werden u. a. Rolltabak (Deutschland) und Filterhülsen (Ungarn) produziert.